Linkswende: Meinung zum Betreuungsgeld!

Juso-Dame Marlene Schinzel
Juso-Dame Marlene Schinzel

Das Betreuungsgeld ist eine der umstrittensten, neueingeführten Sozialleistungen der letzten Jahrzehnte. Zudem gibt oder gäbe es dafür keine Mehrheit im Bundestag und in der Bevölkerung. Selten gab es eine Sozialleistung, die von Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden, konservativen sowie linken Parteien bzw. PolitikerInnen und der "Betroffenen" - sprich Eltern - gleichermaßen abgelehnt wird. Nur die Christlich-Soziale Union (CSU) findet diese Idee prima.

 

Ähnlich sieht es unser Vorstandsmitglied Marlene Schinzel (Moosbach) und frägt sich, wem eigentlich dieses Betreuungsgeld nutze?!


Die "Herdprämie" wie sie hämisch von ihren Kritikern genannt wird, wurde trotz Widerstände - nicht nur in der Opposition - eingeführt. In vielerlei Hinsicht kann dies als ein Rückschritt betrachtet werden. Einerseits wird somit die Frauenrolle, die sich in den letzten Jahren emanzipatorisch weiterentwickelt hatte, wieder in ihr altes Muster zurückgedrängt.

Frauen werden nämlich durch das Betreuungsgeld angeregt ihre Berufstätigkeit aufzugeben und sich dem trauten Heim zu widmen. Die Union sieht darin den Vorteil, dass das Kind somit eine individuelle Förderung durch die Eltern erlangen kann, da diese ihr Kind am besten kennen. Doch eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die Ergebnisse über die skandinavischen Länder enthält, in denen das Betreuungsgeld bereits seit Jahren eingeführt wurde, zeigt auf, dass das Betreuungsgeld dieser Absicht nicht gerecht wird. Die meisten, die das Betreuungsgeld nämlich in Anspruch nehmen, sind Frauen, die nur über eine geringe Bildung, niedrigem Einkommen verfügen und Migrationshintergrund aufweisen. Wie soll unter solchen familiären Umständen nun eine individuelle hochwertige Förderung durch die Eltern zu Hause stattfinden? Nicht vorstellbar ist, wie Eltern, die kaum die deutsche Sprache beherrschen, dem Kind in seinen ersten Lebensmonaten so das Sprechen vermitteln sollen, dass es sich in der Gesellschaft gut zurecht finden kann. Gerade an diesem Punkt sollte angesetzt werden, und mehr Engagement für Chancengerechtigkeit angestrebt werden. Kinder, egal aus welcher Schicht oder aus welchem Land sie stammen, sollten eine Möglichkeit haben, sich am kulturellen Leben beteiligen zu können. Die Sprache ist der Schlüssel dazu. Doch wird durch das Betreuungsgeld nur begünstigt, dass sie nicht in den Genuss einer frühsprachlichen Förderung durch eine Kita kommen werden. Doch gerade das Erlernen von Sprachfähigkeit und Sprachbewusstsein in den ersten Lebensjahren stellt eine wichtige Brücke zu weiteren Bildungsprozessen in der Grundschule dar. Wurde das Kind bereits in der Kita gut gefördert, so kann es Vorteile bis zur zweiten Klasse vor allem in den Bereichen Literatur und Mathematik aufweisen. Somit wäre ein angenehmes Klima geschaffen, bei dem sich keiner aufgrund seiner Leistungsdefizite ausgeschlossen fühlen muss.

Äußerst kritisch ist hierbei zu sehen, wie ein Kind zurecht kommt, das keine Vorläuferfähigkeiten durch die Kita aufbauen konnte. Von gleichen Chancen in der Bildung kann hierbei nicht die Rede sein. Durch das Betreuungsgeld werden Hürden aufgebaut, die den Bildungsweg eines Kindes erschweren. Auf Grund dessen, dass es viel zu wenige Kita-Plätze gibt, hat das Betreuungsgeld die Aufgabe von diesem Defizit abzulenken. Und so hat es ausschließlich nur diese Funktion. Denn stellt man sich die Frage, wer denn eigentlich von dieser finanziellen Unterstützung profitiert, so ist darauf keine ergiebige Antwort zu finden. Hartz-IV - Empfänger können zwar auch diese Zahlung erhalten, jedoch wird ihnen dies auf das Arbeitslosengeld II angerechnet. Das heißt im Endeffekt sie gehen leer aus. Die Mittelschicht bzw. Akademiker hingegen aber sind nicht auf diese Geldsumme angewiesen. Klar ist, dass diese lieber ein geregeltes Einkommen erhalten als zusätzlich 150 Euro im Monat. Außerdem wollen Akademiker oft zu lange Lücken in ihrer Biographie vermeiden.

 

Also, wer kann nun aus dem Betreuungsgeld seinen Nutzen ziehen?


Marlene Schinzel aus Moosbach studiert an der Katholischen Universität (KU) Eichstätt Grundschuldidaktik.