Die Rentendebatte, welche durch Arbeitsministerin Ursula Von der Leyen (CDU) Anfang des Monats angestossen wurde, bewegt auch den Juso-Unterbezirk Weiden-Neustadt-Tirschenreuth. Dazu haben die Nachwuchspolitiker einen Antrag mit dem Titel "Gesetzliche Rentenversicherung stärken!" verfasst, welcher auf der Juso-Bezirkskonferenz am 4. November eingebracht wird.
Die Jusos Nordoberpfalz verlangen von der SPD in der Rentendebatte eine überzeugende Antwort darauf, wie die gesetzliche Rentenversicherung heute und in Zukunft Altersarmut verhindern und den im Erwerbsleben erreichten Lebensstandard im Alter erhalten kann.
Die Grundlage der Diskussion bildet ein Konzept des SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel zur Fortentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung, über das auf einem Parteikonvent Ende November entschieden werden soll. Dies sehen die Jusos als begrüßenswerte Gründlage für die Diskussion in der Partei, setzen sich darüber hinaus in ihrem Antrag aber für die Verbesserung folgender Punkte ein:
Rentenniveau und Lebensstandard sichern, Altersarmut verhindern!
Um Armutsrenten zu verhindern und den erreichten Lebensstandard durch die gesetzliche Rentenversicherung in Zukunft zu sichern, soll gewährleistet sein, dass das Rentenniveau mindestens auf dem derzeitigen Niveau von 51% verbleibt. Ansonsten würde die gesetzliche Rentenversicherung einen dramatischen Legitimitätsverlust erleiden, weil eine Vielzahl der Menschen, die jahrelang eingezahlt haben, sich im Alter mit einer Rente abfinden müssen, die nicht zum Leben reicht.
Die JungsozialistInnen verweisen auf eine Studie des DGB, welches ein Sicherungsniveau von 51% für finanzierbar hält. Nicht nur das: Die ArbeitnehmerInnen würden sogar weniger belastet als durch die flächendeckende Einführung eines obligatorischen Betriebsrentenbeitrags.
Stellv. Landesvorsitzender Dominik Brütting und einer der Verfasser des Antrags meint dazu: "Die gesetzliche Rentenversicherung muss Altersarmut verhindern und den erreichten Lebensstandard sichern! Deshalb darf das Rentenniveau auf keinen Fall weiter sinken. Es ist schlicht und einfach nicht wahr, dass unsere im Prinzip reiche Gesellschaft sich das nicht leisten könnte. Es ist lediglich eine Frage der Verteilungsgerechtigkeit, wie man das finanziert."
Zusätzlich wird eine Abschaffung der Riester-Rente gefordert. „Die Riester-Rente hat gerade bei Geringverdienern, die nicht das Geld haben um privat vorzusorgen und dann in die Altersarmut rutschen, ihr Ziel total verfehlt“, fasst Politologe Brütting weiter zusammen. „Mit dem Wegfall des vierprozentigen Riester-Beitrags böte sich ein ausreichender Spielraum für einen höheren Beitrag der gesetzlichen Rentenversicherung ohne eine zusätzliche Belastung der ArbeitnehmerInnen. Und auch die vom Staat gezahlten Riester-Zuschüsse wären als Zuschuss für die gesetzliche Rentenversicherung besser angelegt als bei den Versicherungskonzernen.“
Rente mit 67 zurücknehmen!
Der SPD-Bundesparteitag hat im Dezember 2011 beschlossen, die Rente mit 67 aufgrund der schlechten Beschäftigungslage der rentennahen Jahrgänge auszusetzen. „Dieser Beschluss war ein erster wichtiger Schritt, hinter den es kein Zurück geben darf“, so stellv. Bundesvorsitzender Sebastian Roloff am Rande der Antragsbesprechung mit dem Juso-Bezirksvorstand.
Wiederum auf Studien des DGB gestützt fordern die Jusos Nordoberpfalz, wie auch der Juso-Bundesverband eine Absenkung des Renteneintrittsalters auf 65 Jahre. Dies könnte mit einer vertretbaren Beitragserhöhung gegenfinanziert werden.
Solidarische Erwerbstätigenversicherung einführen!
Die gesetzliche Rentenversicherung soll zu einer Erwerbstätigenversicherung ausgebaut werden. In dieser sollen auch Selbstständige, FreiberuflerInnen und BeamtInnen verpflichtet versichert sein. Die bestehenden Altersvorsorgesysteme dieser Personengruppen sollen durch die gesetzliche Rentenversicherung abgelöst werden.
Umlagefinanzierte Rente statt kapitalgedeckter Betriebsrenten!
Den Ausbau von Betriebsrenten, um das sinkende Rentenniveau auszugleichen, sehen die Jusos aus mehreren Gründen kritisch:
"Die Finanzmarktkrise hat gezeigt, wie sicher Kapitalanlagen sind - im Gegensatz zur umlagefinanzierten gesetzlichen Rentenversicherung. Nämlich gar nicht", so stellv. Unterbezirksvorsitzender Johannes Dill.
Doch die Betriebsrenten wären nicht nur unsicherer als die gesetzliche Rentenversicherung, sondern auch teurer: Für die Jusos ist es nicht erklärbar, warum ArbeitnehmerInnen 2% ihres Bruttolohns für die Betriebsrente aufbringen sollen, eine Erhöhung der Beiträge von 1,5% zum Erhalt des derzeitigen Rentenniveaus aber angeblich unzumutbar ist. Weiterhin wird befürchtet, dass die ArbeitnehmerInnen in Tarifverhandlungen genötigt wären, im Gegenzug für ihre Betriebsrente auf Lohnerhöhungen zu verzichten – ein doppeltes „Draufzahlgeschäft“.
Für die Jusos lässt das nur ein Fazit zu: „Wir müssen die gesetzliche Rentenversicherung stärken, anstatt sie immer weiter auszuhöhlen“, so Vorsitzender Adrian Kuhlemann.
Den kompletten Antrag findet ihr auf der Seite des Presseservice als PDF.-Dokument.
Günther Gruchala (Mittwoch, 26 September 2012 14:45)
Klasse
Oskar Fuhlrott, Hamburg (Montag, 22 Oktober 2012 11:23)
Ihr solltet unbedingt die Pressemeldung des Bundes der Rentenberater ansehen: http://www.rentenberater.de/docs/presse/pm_2012-09-20.pdf
Kernpunkt:
„Das Förderprogramm für private Vorsorge ergibt in weiten Teilen überhaupt keinen Sinn. Wenn ein Durchschnittsverdiener 2% seines Bruttogehaltes von 2.700,- € in eine Betriebsrente steckt, dann bekommt er zusätzlich vom Staat 400,- €. D.h. pro Jahr werden rund 1.000,- € eingezahlt. Wer heute 40 ist, bekommt zum Renteneintritt in 27 Jahren daraus eine garantierte Betriebsrente von 109,- €. Das gleiche Geld in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt, ergäbe eine zusätzliche Rente von 119,- €. Und das mit Absicherung bei Krankheit und für Hinterbliebene.”
Laura (Dienstag, 09 September 2014 11:50)
In diesem Bereich muss sich langsam aber sicher wirklich etwas tun, denn immer mehr Menschen, die ihr lebenlang gearbeitet haben, geraten in die Altersarmut und das kann und darf doch einfach nicht sein. Jeder Mensch hat ein Recht darauf im Alter in Ruhe zu leben und da kann es nicht sein, dass viele sich einen Nebenjob suchen müssen, um überhaupt die laufenden Kosten tragen zu können.