Linkswende: Offener Brief an Stephan Oetzinger

Der Eschenbacher Jungsozialist Andreas Karl, welcher auch SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Eschenbach ist, äußert sich in einem offenen Brief zu den Zitaten des JU-Kreisvorsitzenden Stephan Oetzinger.

 

Er hat uns erlaubt seinen Brief zum Zeitungsartikel vom 8. Mai 2012 "Führende Position ausgebaut" über unser Onlinemedium "Linkswende" zu verbreiten.

Sehr geehrter Herr Oetzinger,

 

ich möchte Ihnen in diesem Schreiben mitteilen, dass ich mich durch die Aussagen im erwähnten Artikel persönlich angegriffen fühle. Weiter werte ich den Artikel als Geringschätzung meiner ehrenamtlichen politischen Tätigkeit bei den JUSOs und der SPD.

 

In Ihrer Aussage „Bei über 100 Delegierten mussten wir nachbestuhlen. Das kriegen die Jusos aber auch zusammen, wenn sie ihre Kreisversammlung in der Besenkammer abhalten“ kann man Ihren Stolz über die 1200 Mitglieder Ihres Kreisverbandes deutlich vernehmen. Dazu will ich neidlos anerkennen dass das eine stattliche Zahl ist. Jedoch möchte ich mit dem Beispiel meines Bruders veranschaulichen dass es auch eine Kehrseite der Medaille gibt, die meines Wissens wohl größer ist als der Laie vermutet. Er ist bereits vor Jahren der JU bei einer Abendveranstaltung derselben beigetreten. Nur die Unterschrift auf einem Beitrittsformular berechtigte zum Verbleib in der Bar. Er war nie aktiv, ist aber auch nicht ausgetreten da es ihn keine Mitgliedsbeiträge kostet.

 

Die harschen Worte mit der Besenkammer kann ich nur als übermütigen Erguss bewerten. Ich kann einem Großteil der JU Eschenbach meine Freunde nennen. Auch vom jungen und sehr engagierten Vorsitzenden käme niemals eine solch öffentlich abschätzige Aussage. Ich denke man sollte alle Gruppen die sich an der politischen -demokratischen- Meinungsbildung beteiligen mit dem nötigen Respekt behandeln. Alles Andere –außer beim politischen Aschermittwoch- ist lächerliche Polemik und kann einer Vorbildfunktion nicht gerecht werden!

 

Auch der Aussage des designierten Nachfolgers von CSU-Landrat Wittmann, Andreas Meier, möchte ich etwas entgegensetzen. Zitat:„[…]die JU die einzige politische Interessenvertretung der Jugend im Landkreis darstellt.“ Grundsätzlich ist es wohl richtig, dass jeder anständige Bayer „die unsrige Staatspartei“ [Zitat Biermöslblosn] wählt. Meine Heimatstadt Eschenbach stellt hier aber quasi ein gallisches Dorf inmitten römischer Legionen dar. Im Stadtrat sitzen zwei aktive JUSOs und kein Mitglied der JU. Neben der Stadträtin Karolina Teichmann –Sie ist auch Jugendbeauftragte der Stadt- sitzt auch meine Wenigkeit dort. Wie gesagt, wir sind nicht Mitglied der JU.

 

Weiter sollte die „Riesenbotschaft an die Region“ von Albert Rupprecht nicht heißen das es mehr Lehrstellen im Landkreis gibt als Bewerber, sondern dass das Ende der wohnortnahen medizinischen Versorgung eingeläutet ist. Durch sein Votum für das GKV-Finanzierungsgesetz fehlten und fehlen dem Krankenhaus Eschenbach jedes Jahr eine Million Euro. Die nun sukzessive Schließung und Umwandlung in eine Demenzstation wäre meiner Meinung nach ein Grund Ihre gut 1200 Mitglieder zu mobilisieren und dies auf landes- und bundespolitischer Ebene zu verhindern. Denn hier blutet die ländliche Region (in diesem Fall der westliche Landkreis Eschenbach) aus. Hier gilt es nicht öffentlichkeitswirksam zu verkünden: „[…] Zum Zweiten auch das Krankenhaus Eschenbach, das die JU für eine flächendeckende medizinische Versorgung im Landkreis als wichtigen Eckpfeiler sehe“, sondern dies dann auch durchzusetzen!

 

Als Fazit würde ich mich freuen, wenn Sie etwas weniger poltern würden. Politische Erfolge sollten in unserem Land doch mehr Wert sein als ein möglichst rabiates Eindreschen auf den politischen Gegner. Dies hat sich nicht nur beim damals eigentlich durch die CSU bestimmten Tirschenreuther Landrat gezeigt (jetzt ein FWler, Wolfgang Lippert), sondern wiederum auch in meiner Heimatstadt. Hier arbeitet nun Peter Lehr (SPD) sehr erfolgreich als Bürgermeister. Und dies war unter anderem ein Produkt der ganz und gar unchristlichen Umgangsformen Ihrer Kontrahenten.

 

Ich bin diplomierter Maschinenbauer, der gerade über seiner Doktorarbeit sitzt, und nicht wie Sie Historiker/Politikwissenschaftler. Jedoch haben Leute die Ihren politischen Gegnern verächtlich gegenüberstanden dem Land und auch seinen Menschen stets nur einen Bärendienst erwiesen.

 

Entschuldigung für die teils ironischen Worte. Aber der Zeitungsartikel ist doch etwas zu deutlich gewesen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Karl, aktiver JUSO